Gemälde vom Empfang Friedrich Christians von Sachsen in Venedig
© Königliches Schloss, Warschau, Inv. Nr. FC-ZKW/1130; Foto: Andrzej Ring, Lech Sandzewicz

Die Grande Kur

Prinz Friedrich Christian von Sachsen auf der Suche nach Heilung und Kultur in Italien, 1738–1740

Dies ist die erste Ausstellung, die Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen (1722-1763) gewidmet ist. Er folgte seinem Vater, König August III., für nur 74 Tage im Jahr 1763 auf den sächsischen Thron. Aufgrund seiner kurzen Herrschaft ist nur wenig über die schwere körperliche Beeinträchtigung des Prinzen bekannt.

  • Laufzeit 09.05.2018—19.08.2018

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Eine frühkindliche Hirnschädigung verursachte tiefgreifende Störungen im Bewegungsapparat (infantile Zerebralparese). Er konnte ohne Hilfe weder stehen noch laufen, und selbst einfache Tätigkeiten wie Essen und Ankleiden gestalteten sich schwierig. Die Hochzeit seiner Schwester Maria Amalia mit dem König von Neapel im Mai 1738 brachte seine Eltern auf die spontane Idee, den 15-jährigen Thronerben für ärztliche Behandlungen ebenfalls nach Italien zu senden. Das zwei Jahre dauernde Abenteuer wurde umfänglich dokumentiert, so dass wir heute die Reiseroute des Prinzen, die ihn von Dresden nach Neapel, Rom, Florenz, Mailand und Venedig führte, genau rekonstruieren können.

Porträt des jungen Kurprinzen Friedrich Christian von Sachsen
© Gemäldegalerie Alte Meister, SKD, Foto: Elke Estel/ Hans-Peter Klut
Rosalba Carriera, Kurprinz Friedrich Christian von Sachsen (1722-1763), 1739

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Ebenso wie die körperlich gesunden Adligen auf Grand Tour, die er unterwegs traf, reiste auch Friedrich Christian inkognito mit großem Gefolge. Er erfreute sich eines Prominentenstatus und sammelte Kunst, Reliquien und Bücher, die er nach Hause senden ließ. Einige der italienischen Erinnerungsstücke konnten in Dresdner Museen, Archiven und Bibliotheken ausfindig gemacht werden und sind nun im intimen Rahmen des Sponselraums im Grünen Gewölbe in Form einer Sonderausstellung gemeinsam vereint.

Impressionen

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Auch Großvater und Vater - August der Starke und August III. - gingen als Jugendliche auf Grand Tour. Sie wählten den Hof Ludwigs XIV. in Frankreich bzw. den Karneval in Venedig als ihre Hauptziele. Friedrich Christian hingegen reiste als medizinischer Tourist nach Italien. Obwohl er niemals geheilt werden sollte, verschafften ihm die mineralischen Bäder und ganzheitlichen Behandlungen Linderung und stärkten die geschwächten Gliedmaßen. Am Ende der Kur konnte er seine linke Hand wieder verwenden, sein eigenes Körpergewicht tragen und mit zwei Stöcken kurze Strecken laufen. Notgedrungen wurde er in Italien hauptsächlich in einer Sänfte getragen und bestieg auf diese Weise gar den Schiefen Turm von Pisa.

© Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Kartensammlung
Luigi Ughi, Iconografica rappresentatione della inclita città di Venezia: Friderico Christiano Augusti regis filio / Obsequentißimus Ludovicus Ughi Aeques. Aquarellierter Stich

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Da es unüblich war, einen Thronfolger mit Körperbehinderung zu portraitieren, wurde der Prinz konventionell, also gesund, dargestellt. Auch er selbst betrachtete sich so. Ein Gemälde seiner Ankunft in Venedig 1739 weist zwar auf seine Behinderung hin, doch erst 1761 - Friedrich Christian war während des Siebenjährigen Krieges in München im Exil - wurde er in einem Rollstuhl dargestellt. Sein frühzeitiger Tod durch die Pocken, im Alter von nur 41 Jahren, beendete seine vielversprechenden Ambitionen als sächsischer Kurfürst überraschend.

Begleitprogramm und Informationen zur Ausstellung

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© Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Foto: Andreas Diesend
Aufrisse einer Sänfte, Johann Jacob Schübler, 1728, Kupferstich

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