Stefano della Bella, Der Tod reitet über ein Schlachtfeld, 1645/48
© Kupferstich-Kabinett, SKD, Foto: Andreas Diesend

BELLUM ET ARTES

Sachsen und Mitteleuropa im Dreißigjährigen Krieg

Der Krieg, der Mitteleuropa von 1618 bis 1648 erschütterte, gehört zu den Traumata der europäischen Geschichte. Hunger, Tod und Seuchen führten zu großem Leid und wirtschaftlicher Not, doch die Kunstproduktion kam auch während des jahrzehntelangen Ringens um religiösen Einfluss und politische Vormacht in Europa nicht zum Erliegen. Kunstwerke erfüllten weiterhin wichtige Funktionen: Sie dienten der Repräsentation von Macht, dem diplomatischen Austausch von Geschenken, der Dokumentation von Kriegshandlungen oder der Mahnung zum Frieden.

  • Laufzeit 08.07.2021—04.10.2021

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BELLUM ET ARTES. Sachsen und Mitteleuropa im Dreißigjährigen Krieg | Claudia Brink

Die hohe Wertschätzung

Die hohe Wertschätzung der Kunst auch und gerade in Krisenzeiten machte sie zu einem begehrten Beutegut. In gezielten Plünderungsaktionen eigneten sich die Sieger ganze Sammlungen an. Weitergereicht von Hand zu Hand gelangten die Beutestücke auf mitunter abenteuerlichen Wegen quer durch Europa bis an ihre endgültigen Aufbewahrungsorte. Heute gehören sie zu den Hauptwerken internationaler Museen.

Bellum...

Der Konflikt nahm mit dem Prager Fenstersturz 1618 seinen Lauf, in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1620 eskalierte er zum europäischen Krieg und fand schließlich 1648 mit dem Friedensvertrag von Münster und Osnabrück sein lang ersehntes Ende. Originale Feldwaffen aus dieser Zeit haben sich nur selten erhalten. Eine exklusive Auswahl an authentischen Waffen, darunter Feldharnische, Pistolen, Schwerter und ein Feldgeschütz, demonstriert die damalige Kampfpraxis.

Paar Radschlosspistolen, Büchsenmacher Joel H., Frankreich, Anfang 17. Jahrhundert
© Rüstkammer, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Jürgen Karpinski
Paar Radschlosspistolen, Büchsenmacher Joel H., Frankreich, Anfang 17. Jahrhundert

Auch während des Krieges

Auch während des Krieges war die Arbeit von Künstlern gefragt. So ging es etwa den siegreichen Parteien darum, die gewonnenen Schlachten für die Nachwelt festzuhalten. Welche künstlerischen Methoden dabei entwickelt wurden, um die Schlachtenverläufe anschaulich darzustellen, lässt sich an Gemälden und Kupferstichen im Detail studieren.

Kein Krieg

Kein Krieg vor dem 20. Jahrhundert brachte höhere Verluste an Menschenleben und weitreichendere Verwüstungen mit sich als der Dreißigjährige Krieg: Ländliche Gebiete wurden entvölkert, Dörfer verschwanden für immer von der Landkarte, und Städte, wie etwa Magdeburg 1631, erlitten schwerste Zerstörungen. Eine ganze Generation kannte nichts anderes als den Krieg.

Stefano della Bella, Der Tod reitet über ein Schlachtfeld, 1645/48
© Kupferstich-Kabinett, SKD, Foto: Andreas Diesend
Stefano della Bella, Der Tod reitet über ein Schlachtfeld, 1645/48 Radierung

So wurden auch

So wurden auch die Schrecken des Krieges zu einem Thema der Kunst. Neben eindringlichen Darstellungen von Plünderungen und gewaltsamen Übergriffen vermitteln Hörstationen mit authentischen Zeitzeugenberichten einen lebendigen Eindruck vom Schicksal der Bevölkerung. Die Künstler nutzten die Sprache der Bilder auch für eindringliche Friedensappelle und formulierten – wie etwa Peter Paul Rubens – in ihren Werken klare politische Botschaften.

Rubens Peter Paul, Allegorie auf den Krieg, um 1628
© Vaduz-Vienna, LIECHTENSTEIN, The Princely Collections
Rubens Peter Paul, Allegorie auf den Krieg, um 1628 Öl auf Holz

…et Artes

In wechselnden Allianzen stritten die kriegführenden Parteien um Glaube und Macht in Europa. In einem aber waren sich Gegner wie Bündnispartner einig: Sie schätzten die Kunst und wussten sie für ihre Interessen zu nutzen. Kunstwerke dienten nicht nur der Demonstration von Macht und Herrschaftsansprüchen, mit dem Austausch kostbarer Geschenke ließen sich auch gezielt politische Ziele verfolgen.

Der hohe Prestigewert

Der hohe Prestigewert machte die Kunst zum Objekt der Begierde. Legitimiert durch die damalige Rechtsauffassung gingen die siegreichen Eroberer vielerorts auf Beutezug. Die wohl spektakulärste Plünderung ereignete sich 1648, als schwedische Truppen die Prager Kleinseite einnahmen und unzählige Wagenladungen mit Gemälden, Skulpturen und Schatzkunststücken insbesondere aus den ehemaligen Kunstsammlungen Kaiser Rudolfs II. nach Stockholm verschifften.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl hochkarätiger Beutestücke aus unterschiedlichen fürstlichen Sammlungen und geht Fragen nach der Bedeutung des Kulturtransfers nach. In interaktiven Medienstationen lassen sich die Wege erbeuteter Kunstwerke bis an ihre heutigen Aufbewahrungsorte nachverfolgen und auch die bewegten Schicksale der Künstler während des Dreißigjährigen Krieges anschaulich erfassen.

Globuspokal mit Herkules, Christoph Jamnitzer, 1617/18
© Stockholm, Husgerådskammaren, Foto: Lisa Raihle Rehbäck
Globuspokal mit Herkules, Christoph Jamnitzer, 1617/18

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Rundgang

Fürstengalerie

Vom Schauplatz des Dreißigjährigen Krieges und der Darstellung seiner Schrecken führt der Rundgang zu einer festlichen Tafel, um die sich die Herrscher Europas versammelt haben: Im Spiegel der Kunst präsentiert sich ihre Geschichte. Der europaweite Kulturtransfer durch Beutekunst und migrierende Künstler beschließt diesen Teil.

Sponsel-Raum

Kostbare Geschenke zu verschiedensten Anlässen: Während seiner langen Regierungszeit erhielt Kurfürst Johann Georg I. kunstvolle Prunkwaffen, hochgeschätzte Pferde, Reitzeuge und Gewänder. Vieles davon hat sich bis heute in der Dresdner Rüstkammer erhalten.

Studiolo im Georgenbau

Unterschrieben und besiegelt: Originale Verträge, Urkunden und Briefe dokumentieren die entscheidenden Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges, ergänzt um ausgewählte Objekte des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer.

In den Dauerausstellungen sind zudem zahlreiche weitere Kunstwerke zu entdecken, die im Kontext von »Bellum et Artes« in einem neuen Licht erscheinen. Eigens gekennzeichnet, bilden sie einen roten Faden durch das Dresdner Residenzschloss.

3.–4. September 2021, Residenzschloss Dresden und digital

Kurfürst Johann Georg I. und der Dreißigjährige Krieg in Sachsen

Im Rahmen der Ausstellung BELLUM ET ARTES findet vom 3.–4. September 2021 der Workshop "Kurfürst Johann Georg I. und der Dreißigjährige Krieg in Sachsen" , im Residenzschloss Dresden und digital statt. Der Workshop ist eine gemeinsame Veranstaltung des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in Zusammenarbeit mit dem GWZO Leipzig.

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Termine

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Multimediaguide

Zeitzeugenberichte

Der Krieg, der Mitteleuropa von 1618 bis 1648 erschütterte, gehört zu den Traumata der europäischen Geschichte. Hunger, Tod und Seuchen führten zu großem Leid und wirtschaftlicher Not. Hören Sie auf dieser Tour Stimmen von Zeitzeugen. Akteure und Leidtragenden des Krieges berichten von ihren eindrücklichen Erlebnissen. 

Zur Tour

Kleinplastik, Plastik (Kunst), Figur (Skulptur), Holzfigur
© Landesmuseum Württemberg, Stuttgart & P. Frankenstein; H. Zwietasch ; Licence: CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/)
Futur3 Podcast, Folge 1

Futur3 Podcast

Was macht der Dreißigjährige Krieg mit uns heute? Wie fühlen wir uns, wenn wir uns zurück auf den blanken Grund der Geschichte, zurück in die Schwedenlöcher denken? Futur III, der Jugendbeirat der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, hat sich in seiner ersten Podcast-Folge parallel zur Ausstellung BELLUM ET ARTES mit dem Dreißigjährigen Krieg in Mitteleuropa und Sachsen beschäftigt – und erzählt darin, was die Vergangenheit mit der Gegenwart zu tun hat.

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Publikation

Publikation zur gleichnamigen Sonderausstellung

Bellum & Artes. Mitteleuropa im Dreißigjährigen Krieg

Herausgeber: Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa; Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Nationalgalerie Prag; Claudia Brink; Susanne Jaeger; Marius Winzeler; 544 Seiten, etwa 470 Abb.; 28 x 24 cm, Festeinband; ISBN 978-3-95498-605-7; Museumspreis 29,00 €, Buchhandel 48,00 €

Bellum et Artes
Ausstellungsbroschüre

Broschüre

Die Broschüre zur Ausstellung zum Download.

Informationen für Journalist*innen

Pressebereich

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Rubens Peter Paul, Allegorie auf den Krieg, um 1628
© Vaduz-Vienna, LIECHTENSTEIN, The Princely Collections

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